Sicherheitsdienst des Reichsführers SS

Sicherheitsdienst des Reichsführers SS
Sicherheitsdienst des Reichsführers SS,
 
Abkürzung SD, als Teil der SS unter H. Himmler 1931 gegründeter Nachrichtendienst unter Leitung von R. Heydrich, ab September 1932 unter der Bezeichnung SD; diente zunächst der Beschaffung von Informationen über politische Gegner und Oppositionelle innerhalb der NSDAP, ab 1933 zielte er, als Zentralamt mit eigener Organisation im gesamten Reichsgebiet, auf die politische Kontrolle der Bevölkerung; übernahm 1934 den gesamten Nachrichten- und Abwehrdienst der NSDAP. Der Sicherheitsdienst, der nach Heydrichs Vorstellungen die staatliche Sicherheitspolizei verdrängen sollte, wurde, nachdem Himmler und Heydrich die Verfügungsgewalt über die politischen Polizeibehörden der deutschen Länder erlangt hatten, als eigentlich überflüssig auf allgemeine nachrichtendienstliche Aufgaben wie Berichte über die Verhältnisse auf verschiedenen Gebieten des öffentlichen Lebens beschränkt (»Meldungen aus dem Reich«, »Sonderberichte«); die Trennung der Funktionen von Sicherheitsdienst und politischer Polizei wurde jedoch oft nicht eingehalten. Zunehmend zog der Sicherheitsdienst auch die militärische Spionageabwehr an sich. Die Ernennung Himmlers zum Chef der Deutschen Polizei und Heydrichs zum Chef der Sicherheitspolizei (Sipo) und des SD (1936), dessen Tätigkeit 1938 auch staatlich sanktioniert wurde, trieb die institutionelle Verschmelzung beider Einrichtungen voran; 1939 erfolgte der Zusammenschluss von Sipo und Sicherheitsdienst im Reichssicherheitshauptamt (RSHA). Aus dem Sicherheitsdienst rekrutierten sich Führungskräfte der Sipo, die im Zweiten Weltkrieg als Führer von Einsatzgruppen in den besetzten Gebieten (in der Sowjetunion u. a. verantwortlich für die Ermordung von Juden und politischen Gegnern) und in maßgebenden Positionen des RSHA tätig waren. Ab Januar 1943 leitete E. Kaltenbrunner den Sicherheitsdienst. Der Internationale Militärgerichtshof in Nürnberg erklärte 1946 den Sicherheitsdienst zur verbrecherischen Organisation.
 
 
S. Aronson: Reinhard Heydrich u. die Frühgesch. von Gestapo u. SD (1971);
 
Meldungen aus dem Reich. Die geheimen Lageberichte des S. der SS 1938-1945, hg. v. H. Boberach, 17 Bde. u. Reg.-Bd. (1984/85);
 G. C. Browder: Foundations of the Nazi police state. The formation of Sipo and SD (Lexington, Ky., 1989);
 H.-H. Wilhelm: Die Einsatzgruppe A der Sicherheitspolizei u. des SD 1941/42 (1996);
 J. Banach: Heydrichs Elite. Das Führerkorps der Sicherheitspolizei u. des SD 1936-1945 (1998).

Universal-Lexikon. 2012.

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